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Bauprojekte
11.03.24

Richtfest für Deutschlands höchstes Mietwohnhaus mit tragenden Massiv­holzwänden

Im September 2023 erfolgte der Spatenstich für das Vorzeigeprojekt in der Komotauer Straße 14 in Fürth. Insgesamt entstehen 24 geförderte Mietwohnungen, allesamt barrierefrei und mit dem Ziel einer leistbaren Miete, schnellen Fertigstellung und vor allem der Nachhaltigkeit. Nun wurde das Richtfest gefeiert.

Die Nachfrage nach Wohnraum in Fürth, insbesondere nach bezahlbarem Wohnraum, ist weiterhin hoch. Die WBG Fürth hat sich in den letzten Jahren breit aufgestellt und verschiedenste Projekte realisiert.

Aufgrund der positiven Erfahrungen aus den letzten Projekten in serieller Holz-Hybrid-Bauweise stellte sich die WBG Fürth für das Komotauer Straße einer neuen Herausforderung. So entsteht das erste 8-geschossige Mietwohnhaus mit tragenden Massivholzwänden in Deutschland. In Bayern ist es sogar das erste 8-geschossige Gebäude in dieser Bauweise überhaupt* neben dem ursprünglichen Forschungsgebäude Holz 8 der Baufirma B&O Bau auf dem B&O Parkgelände in Bad Aibling.

*Quelle: Internationale Datenbank des Council on Tall Buildings, - Gesamtbewertung der höchsten Holzmassivgebäude weltweit, Bewertungsgrundlage Mindesthöhenschwellenwert acht Stockwerke

„Damit die Klimaziele erreicht werden können, ist auch im Bau ein Umdenken gefragt. Wir freuen uns, dass der Rohstoff Holz nun auch vermehrt in anderen Regionen für den Wohnungsbau zum Einsatz kommt. Besonders in Verbindung mit Stahlbeton und tragenden Holzstützen werden so auch künftig noch höhere Gebäude ermöglicht. Eine Konstruktion mit tragenden Massivholzwänden aus Nadelschnittholz in dieser Höhe ist allerdings deutschlandweit einzigartig.“

Rolf Perlhofer, Geschäftsführer der WBG Fürth

Weniger Flächenverbrauch bei mehr Wohnraum

Ziel des Projektes ist es, möglichst viel Wohnraum ohne weiteren Flächenverbrauch zu schaffen. „Bebaubare Grundstücke sind eine Rarität, wir suchen daher stetig nach sinnvollen Nachverdichtungsmöglichkeiten. Wir vertreten die Meinung, dass vor allem innerörtlich das Bauen in die Höhe aufgrund des geringeren Flächenverbrauchs einen absolut sinnvollen Weg darstellt, um neuen Wohnraum zu schaffen. Selbstverständlich muss dies immer individuell betrachtet werden. Bei diesem Projekt konnten wir nach enger Abstimmung mit dem Baureferat dieses Vorhaben umsetzen.“ so Rolf Perlhofer Geschäftsführer der WBG Fürth.

Das Bestandsgebäude auf dem Baugrundstück entsprach in der Grundrissführung nicht mehr den heutigen Anforderungen an Wohnraum und umfasste nur 8 Wohneinheiten. Eine Sanierung war somit weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll.

Im Vergleich:

Altgebäude Neubau
Grundfläche ca. 400 m² 323 m²
Wohneinheiten ca. 8 24
Wohnfläche ca. 567 m² 1.773 m²

Objekte bis oder über die Hochhausgrenze haben den Vorteil, dass viel Wohnraum bei wenig Flächenverbrauch geschaffen wird und so die Versiegelung gering gehalten werden kann. Durch die bereits bestehende Erschließung des Grundstücks wird die Versiegelung zudem weiter minimiert. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist zudem, dass bei einem Ersatzneubau meist auf umfangreiche Baumfällungen verzichtet werden kann.

Natürlich muss sich ein solches Gebäude auch in die Umgebung einfügen. Der Standort in der Komotauer Straße eignet sich aufgrund der umliegenden Bebauung sehr gut. Festzuhalten ist auch, dass es sich bei diesem Vorhaben um kein Hochhaus handelt, denn in Bayern werden Hochhäuser mit mehr als 22 m Höhe des Fußbodens des letzten Wohngeschosses definiert. Unser Gebäude grenzt mit knapp 20 m an die Hochhausgrenze.

Wbg richtfest holz hybridhaus perlhofer interview

Warum die Holz-Hybrid-Bauweise?

Das Hauptargument für diese Bauweise liegt in der Nachhaltigkeit. Im Vergleich zur herkömmlichen Massivbauweise in Stahlbeton können durch die Holz-Hybrid-Bauweise 70 % der CO2-Produktion im Bauprozess eingespart werden.

Des Weiteren ist zum einen die schnellere Bauzeit ein gutes Argument für die Bauweise, da pro Geschoss i.d.R. nur 5 Werktage Bauzeit für den Rohbau benötigt werden. Der Rohbau des Projektes Komotauer Straße sollte planmäßig noch im Jahr 2023 fertiggestellt werden. Durch die starken Regenfälle im letzten Jahr musste der Bau jedoch zeitweise unterbrochen werden. Insgesamt wird im Regelfall mit einer Gesamtbauzeit von 13 Monaten gerechnet. Möglich wird dies durch den hohen Vorfertigungsgrad.

Ein weiterer Vorteil für den Bauherren ergibt sich bereits in der Planungsphase, welche normalerweise umfangreiche Kapazitäten hausintern bindet. Die serielle Bauweise und Standardisierung bedeutet für die WBG Fürth vor allem in der Projektentwicklungsphase eine erhebliche Zeitersparnis. So kann Kapazität für weitere wichtige Aufgaben geschaffen werden.

Die Standardisierung bringt aber auch einige Hürden mit sich. Das Grundstück muss für das entsprechende Fertighaus ausgelegt sein. Das Verfahren kann daher nur im Rahmen der örtlichen Gegebenheiten angewandt werden. Auch sind die Grundrisse vorgegeben und können nur bedingt geändert werden. Gerade bei gefördertem Wohnraum stellt dies ggf. Probleme dar, da strenge und unterschiedliche Vorgaben seitens der Regierungen bestehen. Auch die jeweiligen Landesbauordnungen stellen ein Problem dar. Somit ist hier eine gewisse Flexibilität bzw. Toleranz in Hinblick der Möglichkeiten aller Beteiligten gefragt.

Nachhaltiger als gefordert

Für die Maßnahme wurden Zuschüsse des Freistaates Bayern des Programms „Wohnungspakt Bayern“ in Anspruch genommen. Neben der Grundförderung hat die WBG Fürth einen weiteren Nachhaltigkeitszuschuss erhalten, da über die ohnehin bestehenden kommunalen Vorgaben hinaus, weitere Nachhaltigkeitsaspekte erfüllt werden.

Klimaanpassungsmaßnahmen:

  • Auslegung der Haustechnik auf regenerative Energie, Photovoltaikanlage mit Mieterstrommodell
  • Dachbegrünung aller Dächer inkl. Nebengebäude und Versickerung des Niederschlagswasser auf dem Grundstück
  • Planung wurde auf den möglichen Erhalt des Baumbestand ausgelegt
  • Wildblumenwiesen und Imkerkästen auf den Nebengebäuden. Ein lokaler Imker produziert für WBG Fürth seit ca. 2 Jahren Honig aus den Beständen. So kann die Produktion erweitert und die Produktion von nachhaltigem und vor allem lokalen Honig unterstützt werden
  • E-Ladestationen für Kfz und Lasten-/Fahrräder


Einsatz nachwachsender Rohstoffe durch die Holz-Hybrid-Bauweise:

  • Durch die Kombination von Holz und Beton wird die Verwendung von Stahlbeton minimiert. Außerdem wird im Bauprozess bis zu 70 % der CO₂-Emission im Vergleich zu herkömmliche Massivbauweise in Stahlbeton eingespart
  • Klimaneutraler Betrieb durch strombasiertes haustechnisches Konzept
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Eckdaten zum Projekt:

  • 8 Geschosse (Hochhausgrenze)
  • 24 geförderte Mietwohnungen
  • Holz-Hybrid-Bauweise (Holzmenge 209,346 t, Speichermenge biogener Kohlenstoff in t CO₂)
  • Einkommensorientierte Förderung durch den Freistaat
  • 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen mit ca. 57 bis 89 m²
  • Gesamtwohnfläche ca. 1.773 m²
  • Barrierefreier Wohnraum
  • Neubaustandard bereits nach GEG 2024
  • Regenerative strombasierte Haustechnik (Wärmepumpe und Durchlauferhitzer)
  • Photovoltaikanlage mit Mieterstrommodell
  • Versickerung des Oberflächenwasser
  • Extensive Begrünung aller Dächer
  • 12 Kfz-Stellplätze und 40 Fahrradabstellplätze inkl. Lastenfahrräder
  • Lademöglichkeit für E-Fahrräder und E-Autos
  • Investition ca. 6,3 Mio. € brutto
  • Gesamtfertigstellung Oktober 2024
  • Mietpreis 9,80 €/m², Mieter bezahlt je nach Einkommen zw. 5,00 und 7,00 €/m²

Titelbild
Von links nach rechts: Dr. Böhm (Gründungsgesellschafter B&O Gruppe), Frau Lippert (Baureferentin der Stadt Fürth), Herr Jung (OB der Stadt Fürth), Herr Körbl (Aufsichtsratsvorsitzender der WBG Fürth) und Herr Perlhofer (Geschäftsführer der WBG Fürth)